• W
    williwu

    Ich habe jetzt nicht alle Kommentare gelesen, wenn meine Idee schon zuvor genannt wurde, dann bitte ignorieren.
    Ich frage mich, warum es denn jetzt noch eine Lösung geben muss. Du schreibst ja kein Aufklärungs- oder Erklärungsbuch, oder doch?
    Ist halt, wie im richtigen Leben. Irgendwann müssen Eltern damit leben, dass das Kind schwul/lesbisch ist, in jemanden mit anderer Religion oder Weltanschauung verliebt oder keine Kinder will, vielleicht wegen Asexualität.
    BTW.: Ich habe gerade vor wenigen Tagen darüber einen Artikel (von einer Betroffenen) gelesen, vorher war mir das Problem gar nicht präsent. Danach probieren so gut wie alle Asexuellen wenigstens einmal Sex aus und viele haben auch häufiger Sex, weil es sie zwar nicht sehr interessiert oder berührt, aber auch nicht anekelt. Das wäre dann ein Zugeständnis ohne Leiden. Aber es mag natürlich auch den Fall der totalen Ablehnung von Sex geben, könnte ich mir vorstellen. Und - auch eine mögliche Spielart - im letzteren Fall könnte ziemlich häufig der Partner abgeschreckt werden, weil er das eben als Zugeständnis für etwas, was ja eigentlich der Normalfall ist, empfindet, quasi als Gnadenakt, und das ist ja nichts anderes als Selbstbefriedung am realen Objekt. Ich will jetzt nicht noch über die Unterschiede der Geschlechter in dem Fall sinnieren, denn das ist ja nicht der Inhalt deines Konflikts.
    Aber wäre nicht auch ein offenes Ende eine vielsagende Möglichkeit? Der Vater kommt ins Bett zur Mutter, möchte Zärtlichkeiten austauschen, sie sagt etwas wie “Du weißt ja, wie das ist, wenn der andere nicht will”(dir fällt bestimmt etwas besseres ein), das Licht geht aus und The End!
    Ich gebe zu, dass ich ein Faible für offene Enden habe, einfach, weil auch das Leben so ist. Oder anders ausgedrückt: In dem Film “Der dritte Mann” ist das Ende, bei dem die Frau am Antihelden einfach vorbei geht, viel ausdrucksstärker, als wenn sie sich in den Armen lägen. Was ja noch passieren kann, jeder darf sich den Film weiter denken. Alle hier vorgeschlagenen Lösungen, die ich gelesen habe, sind dann eine mögliche Ergebnisvariante der Beschäftigung des Lesers oder Zuschauers mit dem Buch oder Film, nachdem es/er zu Ende ist.

    Verfasst in Schreibhandwerk weiterlesen
  • W
    williwu

    @liam Gut, ich gebe zu, dass ich, was den Buchcover-Markt angeht, keine Erfahrungen habe. Ich habe mir fiverr mal angeguckt und muss sagen, das, was bezahlbar ist, sieht meistens auch entsprechend aus, mit viel Rückgriff auf Stock-Photos. Wäre jetzt mal interessant zu wissen, wie viel von meinen Vorstellungen ich durchsetzen kann (Kommunikation mit dem Anbieter, Motiv- und Stilvorstellungen) für 15, 20 oder auch 50 €? Ganz ehrlich? Ein Grafiker, der von seiner Arbeit leben will, kann sich doch gar nicht leisten, dafür viel Zeit anzusetzen. Für so einen Preis zieht niemand los, macht ein individuelles Foto in einer Umgebung, die zur Stimmung des Buches passt und bearbeitet es dann auch noch. Das sind Poolbilder, die durch genau solche Programme gejagd wurden, wie ich sie empfohlen habe. Die Cover, die mir gefallen, sind dann auch erst ab 200 € aufwärts zu finden.
    Ich mache es mal konkret (also mich als Beispiel): Falls ich mein Buch veröffentlichen und selbst verlegen will, dann stelle ich mir - entsprechend der Handlung - etwas im Stil der 50er-Jahre vor mit deutlichem Bezug zu Kiel. So was habe ich mit AKVIS-Sketch allein mit einem eingescannten Foto meiner Heimatstadt aus den 50ern und einem aus einem Poolbild ausgeschnittenem Kopf (der ungefähr aussieht, wie ich mir meinen Detektiv vorstellen könnte) in 3 unterschiedlichen Versionen innerhalb eines Vormittags hergestellt. Die Ergebnisse, auch ausgedruckt, sahen dann so aus, dass sie mich sofort in einer Buchhandlung in den Bann gezogen hätten. Mal im Comic-, mal im Pulp-Stil und als Kohlezeichnung, die endgültige Version wäre dann die letzte Entscheidung - und ein anderes Model, weil ich keine Rechte an an dem Ausgangsbild habe. Aber ich habe Freunde, die auch gut aussehen und sich mal im Trenchcoat und mit Fedora einfach aus Freundschaft ablichten ließen. Dazu wäre das Bild einmalig, könnte nie auf einem anderen Buch erscheinen (denn die Anbieter auf fiverr können ja keine Lizenz für ein Bild kaufen, die teurer ist als der Erlös bei einmaligen Gebrauch, also werden sie wenige Bilder oft verwenden, damit es sich am Ende rechnet).
    Nun, wie schon erwähnt, meine Bedenken kommen auch davon, weil ich als Informatikkaufmann einerseits natürlich bei jeder Unternehmung sofort anfange zu rechnen, andererseits so viel Affinität zu IT-Themen habe und auch im Grafikbereich kein blutiger Anfänger bin, Grafiken von mir sind in mehreren Schulen und öffentlichen Vorträgen verwendet worden. Ich habe auch schon Zeitschriftmit DTP gestaltet, also finge ich ja nicht bei Null an.
    Hier ging es um die Möglichkeit, sich mal selbst im Bereich Cover-Design auszuprobieren. Da finde ich die Möglichkeit, Programme, die kein explizites Photoshop-Wissen erfordern und dennoch für realitiv wenig Geld hervorragende Ergebnisse liefern, eine gute Möglichkeit. Für wen das am Ende nix ist, der kann die Software dann bei Ebay verscherbeln. Wer da bei bleiben möchte, der kann ja auch Spaß daran heben (es ist ja keine Schande, mehrere Leidenschaften zu haben) und vielleicht zu richtig guten Ergebnissen für wenig Kosten zu kommen. Kann doch eine gute Lösung sein, nicht irgendein irgendwie passendes Cover sondern genau das gewünschte und individuelle Cover zu bekommen. Wer auf ein unbedingt professionelles Cover besteht, wird um einen guten Grafiker nicht herumkommen, aber der kostet einiges mehr als 20 €.

    Verfasst in Plauderecke weiterlesen
  • W
    williwu

    Das klingt alles toll - und bestärkt mich darin, es mit Self-Publishing gar nicht erst zu versuchen. Denn ich hätte gar nicht das Geld, einen Illustrator zu beschäftigen, eigentlich nicht mal für einen Lektor oder den Druck. Und für eine potenzielle Gewinnbeteiligung werden die wohl nicht arbeiten.
    Dann müsste ich entscheiden: Entweder ein Hammer-Cover, damit ich überhaupt eine Chance habe, die Kosten wenigstens ansatzweise zu kompensieren, weil die Leute mein Buch quasi kostenlos zum tollen Cover dazu bekommen (und hoffentlich habe ich dann einen guten Griff mit dem Grafiker gemacht, weil ich derzeit finde, dass so viele Cover aussehen wie fast jedes andere, und die, die mir gefallen, sind meist eher unaufwändig), oder ich muss so überzeugt von meinem Buch sein, dass ich vorher weiß, dass es die Kosten hereinbringt. Oder ich muss vorher im Lotto gewinnen (vielleicht sollte ich anfangen, zu spielen, denn eine Erbschaft steht auch nicht ins Haus). Jedenfalls scheint Selb-Publishing eine Sache für Leute zu sein, die auf den Cent nicht so achten müssen.
    Im ersten Fall bin ich, da ich selbst Cover sammle, mir bewusst, dass dann das Cover wahrscheinlich häufiger heruntergeladen wird als dass man dafür das ganze Buch kauft. Und ergo würde sich der zweite Fall nie realisieren, weil niemand mein tolles Buch liest. Vielleicht auch, weil ich damit keinen gängigen Markt bediene.
    Ne ne, entweder ich starte dann bei einem richtigen Verlag durch und muss mir diese Sorgen nicht machen, oder ich backe mal einfach kleinere Brötchen, und das heißt, ich muss die Kosten auf das Nötigste reduzieren. Den Druck kann ich nicht vermeiden, und einen Lektor werde ich auch benötigen. Nun bin ich nicht völlig unbeleckt im Grafikbereich, und mit den von mir beschriebenen Mitteln kann ich in relativ kurzer Zeit die Ergebnisse realisieren, die mich selbst ansprechen. Und dann muss ich hoffen, dass die Leute, die meine Inhalte mögen, auch einen ähnlichen Geschmack haben wie ich (die Community der Cover-Sammler mit identischem Geschmack wäre ja schon mal ein Anfang, nur jeder Zwanzigste, der mein Buch kauft, und ich wäre bereits in der Gewinnzone). Wenn es denn wirklich das Cover ist, dass das Buch verkauft, dann hätte ich in dem Fall wenigstens auch die Gewissheit, dass es wegen etwas gekauft wird, was ich gemacht hätte.

    Verfasst in Plauderecke weiterlesen
  • W
    williwu

    Die Frage ist, was in dem Zusammenhang “professionell” bedeutet. Ich habe nicht so viel Ahnung, aber wenn ich mir überlege, ich würde mein Buch im Self-Publishing veröffentlichen wollen, dann müsste ich die Gewissheit haben, dass ich nicht draufzahle. Wenn ich dann noch einen Lektor bezahle UND einen professionellen Grafiker, wann bin ich dann in der Gewinnzone oder wenigstens plusminusnull?
    Es gibt so viel Bücher mit schlechten Cover…, äh, Covern, Covers?, egal, und dabei kann man, wenn man denn etwas mehr bieten will, mit relativ überschaubarem Aufwand passable Ergebnisse liefern. Also, ich rede bzw. schreibe immer noch vom SPler oder von Veröffentlichungen im Kleinverlag, bei denen auch das professionellste Cover höchstwahrscheinlich noch keinen Bestseller produziert. Welchen Sinn hat es, das Geld keinem Bezahlverlag in den Rachen werfen zu wollen, es dann aber einem Grafikprofi zu überweisen? Dazu kann oder soll man dann übergehen, wenn man den Durchbruch geschafft hat. Bei einem bekannteren Verlag hat man dann sowieso höchstens noch ein Mitspracherecht.
    Klar kostet richtige Bildbearbeitung Zeit und Geld, aber es ist schon viel möglich, wenn man mehrere kostenlose Programme einsetzt, die unterschiedliche Vorteile haben. Und wenn es am Ende dann doch nur ein Foto ist, dann reicht es eigentlich, sich mit dem Freistellen und der Farbbearbeitung zu beschäftigen.
    Wer bereit ist, dafür Geld auszugeben, kann mit mehreren Programmen der AKVIS-Reihe viel erreichen. SmartMask zum Freistellen, LightShop für Lichteffekte, Coloriage für die Farbbearbeitung. Wer sich künstlerisch austoben möchte, hat, abhängig von den Ansprüchen, Vorlieben und dem Geldbeutel, diverse weitere Möglichkeiten: Sketch, um aus Fotos Zeichnungen zu machen, Draw für einfache Skizzen, Oilpaint für, naja, das kann ja jeder selbst ausprobieren. Das ist nämlich das Tolle: Jedes Programm kann erst mal für eine Woche mit eingeschränkten Funktionen heruntergeladen und getestet werden. Mit dem richtigen Programm und etwas Übung ist es gar nicht so schwer, in relativ kurzer Zeit viele gute Ergebnisse zu erzielen, denn die Programme werden mit vielen Vorlagen ausgeliefert, die man dann immer noch verändern kann. Die Ergebnisse können Collagen, Überblendungen mehrerer Bilder, Comic-Style und vieles mehr sein. Wenn man wie ich ein Faible für ältere Coverstile hat wie ich (damals, als fast alles noch gemalt oder gezeichnet wurde), dann ist man hier wirklich gut bedient. Und nein, ich mache weder Buchcover selbst und werde auch nicht von AKVIS (bzw. vom Franzis-Verlag) bezahlt, ich finde die Dinger nur gut.
    Und die Bilder? Öh, mal ein paar Freunde fragen, ob sie modeln wollen (für nen kostenlosen Grillabend und ein Gratisexemplar des Buches als Gage), nen Greenscreen besorgen, eine halbwegs gute Kamera sollte vorhanden sein, und dann hat man meist bessere Ergebnisse (zumindest inhaltlich) als die nichtssagenden und meist unpassenden, dafür aber oft horrende Lizenzgebühren kostende Stockphotos.

    Verfasst in Plauderecke weiterlesen
  • W
    williwu

    Unerwähnt Rauchen … auch eine Idee. So eine Art Schrödingers Katze mit Zigarette. So lange man es nicht erwähnt, raucht sie oder auch nicht.
    Nee, ich glaube, das funktioniert nicht. Dann wäre der Charakter so eine Art inhaltliche Stammzelle, bei der jeder Leser nicht Erwähntes nach Belieben ergänzen kann oder nicht. Tendenziell werden Nichtraucher sympathische Charaktere als Nichtraucher, unsympathische als Raucher sehen. Meines Erachtens muss der Charakter gezeichnet oder inszeniert werden. Lässt der Autor seinen Charakter nicht rauchen, dann ist er also ein Nichtraucher oder wird in der Geschichte eben nicht beim Rauchen erwischt.
    Wenn, wie in meinem Fall, eine Geschichte in den 50ern spielt und niemand raucht, dann zeichne ich eine unrealistische Welt. Anders ausgedrückt, mein Setting ist falsch. Genauso falsch natürlich, als wenn in meinem (theoretischen) Mittelalterroman jemand genüsslich ein Pfeifchen rauchte (habe ich auch schon gelesen).
    Wenn ich jemanden beschreibe, der etwas trinkt, dann werde ich immer genau betonen, ob das Kaffee oder Tee, etwas Alkoholfreies oder Alkoholisches ist. Ein Satz wie “Er trank etwas, bevor er antwortete …” fällt jedem als unvollständig auf. Der Roman “Das Parfum” hätte nie so einen Erfolg gehabt, wenn man nicht durch die Beschreibung die Umwelt versucht gewesen wäre, sich ständig waschen zu müssen und die Nase wegen des Gestanks zu rümpfen. Ob jemand Raucher ist oder nicht, gehört in die Charakterbeschreibung. Und ist abhängig von der Umwelt. In einem SF raucht vielleicht niemand, das muss nicht explizit erwähnt werden, weil man automatisch schließt, dass in einer zukünftigen Welt niemand mehr raucht. Genau so wie jeder weiß, dass das im Mittelalter noch nicht möglich war. Aber es gehört in die Beschreibung einer Welt, in der geraucht wurde oder wird. Und wenn in so einer Welt viel oder überwiegend geraucht wird, dann ist es Aufgabe des Autors, die Ausnahme des “Nichtrauchens” zu beschreiben (nicht einfach zu erzählen oder erwähnen).

    Verfasst in Plauderecke weiterlesen
  • W
    williwu

    Hm, ich habe die anderen Beiträge mal überflogen. Okay, als Nicht-Fantasy-Autor habe ich nicht so schöne, fantasievolle Namen. Mir sind auch Tierkreiszeichen so was von egal, im Leben wie in meinen Geschichten. Ich finde die Astronomie auch so schön genug, da muss ich nicht noch unsinnige Beziehungen der Sterne zu meinem oder anderen Geburtsdaten zusammengeheimnissen.
    Bei meinem Helden sollte es ein schöner, kurzer, griffiger Name sein. Ich dachte an das Kaufhaus “Leik” in meiner Heimatstadt Kiel, ein Wortspiel. So erfand ich “Keil aus Kiel”.
    Die Namen der wichtigen Personen, da greife ich gerne auf die Historie zurück. Drei Leute bei mir heißen Michelsen, Wichmann und Scheld, ihr könnt ja mal gucken, auf wen ich mich da beziehe. Bei Personen, die ich aus der Historie klaue, verändere ich gerne die Namen der Vorbilder. So wird aus Dr. Heyde (ehem. KZ-Arzt,der unter dem dem Pseudonym Dr. Sawade nach dem dem Krieg eine neue med. Karriere starten konnte, bis er Ende der 50er aufflog) ein Dr. Wiesen (Sawatzki). Die Personen sind nur grob an die Vorbilder angelehnt.
    Bei weniger wichtigen Leuten gehe ich auch das Telefonbuch durch oder nehme klassische norddeutsche (west- oder ostpreußische) Namen wie Krüger, Petersen. Einen besonderen Unsympathen habe ich nach meinem Ex-Schwiegervater benannt, einen anderen nach meinem Lieblingsfeind aus der Schule.
    Das sind so meine Inspirationen.

    Verfasst in Schreibhandwerk weiterlesen
  • W
    williwu

    Ich kenne das auch. Aber im Gegensatz zu den meisten hier ist das für mich kein Problem, sondern erwünscht.
    Allerdings bin ich ein Planer in Bezug auf den Plot. Im Schreibprozess versuche ich dann, dem Plot zu dienen, zB eine bestimmte Stimmung zu erzeugen oder in einer Szene etwas darzustellen, das ich nicht erklären (lassen) will. Oder es handelt sich um ein tolles Bild, auf das ich nicht verzichten möchte.
    Ich schreibe dann diese Szene, die ich später entweder in der aktuellen Geschichte - nach einem Anpassungsprozess - einbaue oder auch als Anregung für eine andere Geschichte “lagere”.
    Ideen kommen halt, ohne dass ich das lenken kann, irgendeinen Grund wird das dann schon haben - vielleicht ist das ja eine Botschaft meines Unterbewusstseins, das mir einen Weg aufzeigt, den mein Bewusstsein nicht erkennt? Man kann das unterdrücken, um zielstrebig das aktuelle Projekt zu verfolgen - dafür mag es auch gute Gründe geben, etwa Abgabetermine. Aber wenn es einfach so auftaucht, dann wüsste ich nicht nicht, warum ich es ignorieren sollte, es lenkt mich ja nicht von der eigentlichen Geschichte ab. Wenn der Plot steht, dann brauche ich nicht chronologisch vorgehen, das Ende ist in der Regel sowieso das Erste, was ich schreibe.
    Das ist wie bei einem Grundgerüst, das man mit Modelliermasse formt. Das eignet sich natürlich nicht für intuitive Schreiber, die also losschreiben und sich die Geschichte dann entwickeln lassen. Ist halt eine Frage der Arbeitsweise.

    Verfasst in Plauderecke weiterlesen
  • W
    williwu

    An anderer Stelle haben wir über das Rauchen in Geschichten diskutiert. Ich sehe das mit dem Essen ähnlich. Ich muss die Charaktere einer Geschichte doch so nehmen, wie ich andere Menschen nehmen muss. Wenn also ein Charakter fast ausschließlich von Fastfood lebt, dann mag man das registrieren, muss es aber hinnehmen. Vielleicht ist das ein Charakter, dem Essen nur eine lästige Pflicht ist.
    Von anderen Charakteren gibt es detaillierte Beschreibungen, wie sorgfältig sie ihre Speisen zubereiten. Mir fällt da zB ein, wie der Nachbar von Fräulein Smilla einen Kakao zubereitet. Und irgendwo, kann auch ein Film gewesen sein, wie jemand den Knoblauch für die Bolognese mit einer Rasierklinge schneidet, weil ein Messer zu grob ist.
    Wie beim Rauchen kommt es für mich ausschließlich darauf an, was ich aus dem jeweiligen Zubereitungs- oder Essverhalten herauslesen kann bzw. als Autor damit ausdrücken will. Außer in Kinderbüchern müssen und sollen Charaktere nicht Vorbilder sein, sie müssen nur sein. Wenn an meinem Wesen schon die Welt nicht genesen kann, dann müssen’s fiktive Charaktere erst recht nicht.

    Verfasst in Plauderecke weiterlesen
  • W
    williwu

    Da wir alle ja auch umweltbewusst leben wollen und - wenn möglich - den ÖPNV benutzen, andererseits niemand heute mehr auf der alten Reiseschreibmaschine seinen Mitreisenden auf die Nerven geht - da bietet sich das Schreiben zumindest auf längeren Zugfahrten doch geradezu an. Aber auch die kürzeren Busfahrten in der Umgebung muss man nicht ausschließlich nutzen, um seine Mitfahrer anzustarren oder die Gegend, die man sowieso kennt, zu betrachten. Stattdessen kann man da planen, skizzieren, einzelne Formulierungen überdenken oder einfach nachdenken usw., wenigstens mit Bleiststift und Notizbüchlein kann man auch da was tun.
    Und anregend kann das auch sein. Wenn man manchmal den Leuten zuhört (lässt sich ja oft gar nicht vermeiden), dann kann man wunderbare Stilblüten, Versprecher und Redeweisen mitbekommen, die man dann gar nicht mehr mühsam erfinden muss. Oder Charaktere abschätzen, die später ausgebaut werden können (so eine Bus- oder Abteilgemeinschaft auf Zeit ist ja auch eine Art Mikrokosmos).

    Verfasst in Plauderecke weiterlesen
  • W
    williwu

    @riyuu Zigaretten gehen auch in geschossenen Räumen mal aus, wenn keiner dran zieht.

    Verfasst in Plauderecke weiterlesen
  • W
    williwu

    Hm, ich kann ja nur von meiner Warte aus schreiben, als Raucher der ich bin. Das Rauchen ist für mich kein Mittel, um einen Charakter als gut oder schlecht darzustellen, es ist halt eine Eigenschaft desselben.
    Eine Geschichte, die ich schreibe, ist auch kein Gesundheitslehrbuch und keine Anleitung, wie Menschen sich zu verhalten haben. Das überlasse ich den Philosophen. Ich bin sicher auch nicht in der Lage, jemanden zum Rauchen zu bringen, nur weil mein Charakter raucht oder jemanden davon abzuhalten oder zu bekehren, weil er es nicht tut. Soweit geht mein Einfluss sicherlich nicht, das würde ich auch nicht wollen.

    Das Rauchen dient für mich zur Beschreibung einer Situation oder eines Charakters, nicht zur Wertung. Wenn mein Roman in den 50ern spielt, dann müssen die Leute rauchen, denn da haben fast alle geraucht. In meiner Kindheit in den 60ern übrigens auch.

    Was aber wirklich am Rauchen interessant ist, sind die Möglichkeiten, das in die Handlung einzubauen und Bilder zu erzeugen. Die Art, wie jemand raucht, geübt oder ungeübt, auf Lunge oder nicht, elegant und ruhig oder hastig, sorgfältig die Asche abstreifend oder überall Asche verteilend, stilvoll oder prollig, Kettenraucher oder Genussraucher.

    Das nächtliche Besorgen von Zigaretten kann zu ungeahnten Situationen führen, an der Glut kann sich jemand im Dunkeln verraten, wer in der hohlen Hand raucht, verrät, dass er ein alter Soldat ist, wer ständig hustet, raucht schon lange und viel, ein kleiner Haufen Kippen verrät, dass hier ein Detektiv oder auch Killer lange auf seine Zielperson gewartet hat.

    Die Zigarette oder die Art zu Rauchen ist auch eine Kommunikationsform, was im Film vielleicht deutlicher wird - doch jeder Film basiert auf einem Buch, mindestens dem Drehbuch. Da gibt es jede Menge Szenen, welche das Rauchen als Stilmittel belegen: Bogart und Bacall in “Haben und Nichthaben”, wo die ersten, ja,fast schon erotischen Anbahnungen über das Rauchen bzw. das Fehlen von Streichhölzern stattfinden; die letzte Zigarette der Mitglieder der weißen Rose kurz vor der Hinrichtung; in einer Kurzgeschichte von Stephen King raucht ein Gangster aus Dillingers Gang seine letzte Zigarette und der Rauch tritt aus einem Einschussloch aus der Brust wieder aus; wie die Verlobte von Peter Lorre in “Der Verlorene” vor ihm kniet und ihm Feuer gibt, kurz bevor er sie tötet …

    Klar, in aktuellen Geschichten taucht das Rauchen nicht mehr so oft auf, einfach, weil in der heutigen Gesellschaft nicht mehr viel geraucht wird. Aber ich würde mich hüten, das Rauchen in Geschichten jedweder Art als Unterscheidungsmerkmal von guten zu schlechten Charakteren zu sehen oder es überhaupt moralisch einzuordnen - das gibt den Eindruck des Autors als moralinsauren Weltverbesserer und Bevormunder, aber auch als unsicheren Schreiber.

    Wenn die Geschichte es hergibt, dann ist es ein tolles Stilmittel, wenn nicht, dann sollte man es nicht problematisieren. Wie subtil das Rauchen etwas über den Raucher aussagen kann, beschreibt Ferdinand von Schirach in seinem gerade aktuellen Buch “Kaffee und Zigaretten” am Beispiel von Helmut Schmidt. Eine interessante Diskussion zum Thema - auf den Film bezogen, aber wie schon gesagt …, Geschichte ist Geschichte - gibt es auf YouTube bei Massengeschmack-TV: “Die Zigarette im Film”.

    Verfasst in Plauderecke weiterlesen
  • W
    williwu

    Eigentlich ist es ja schon beantwortet. Die neue Rechtschreibung hat etwas Gutes, nämlich, dass es ein Regelwerk gibt. Dort steht: "Die Anredepronomen du und ihr, die entsprechenden Possessivpronomen dein und euer sowie das Reflexivpronomen sich schreibt man klein. In Briefen können die Anredepronomen du und ihr mit ihren Possessivpronomen auch großgeschrieben werden."
    Als Briefe gelten natürlich auch E-Mails, SMS und Derivate, Waschzettel etc.
    Also ist das eindeutig: “du” ist immer richtig. Wenn tatsächlich jemand bestimmtes angesprochen wird, ist “Du” nicht falsch. In belletristischen Texten ist “Du” nur dann erlaubt, wenn wortwörtlich aus einem Brief (etc.) zitiert wird.
    “Erlaubt” in diesem Sinne heißt natürlich, wenn man sich an die Regeln halten will. Wer sie bewusst ignorieren will, wird dafür nicht in den Knast gesteckt.

    Verfasst in Die Schreibnacht-Deutsch-Nachhilfe™ weiterlesen
  • W
    williwu

    @blüthenschimmer Ja, das ist die erste Entscheidung, die man treffen muss. Ich betrachte mich gar nicht so sehr als Schreiberling, sondern mehr als Erzähler. Ich will Geschichten erzählen, und das ergibt nur Sinn, wenn ich wenigstens einen Zuhörer bzw. Leser habe. Wer das Erzählen oder den Schreibprozess als Selbstzweck betrachtet, dem können Zweifel egal sein.

    Als SF-Fan kann ich zu dem Zitat von Ford nur sagen: Die Menschen haben bewiesen, dass sie auf den Mond zielen und ihn treffen können, und das ist gut so. Wenn ich ihn nämlich nicht treffe, dann werde ich als Astronaut nie einen Stern erreichen, weil die sind zu weit weg. Und auch meine Rakete wird wahrscheinlich nie einen Stern erreichen, denn so ein Weltall besteht vor allem aus ganz viel Nichts (lassen wir die dunkle Materie jetzt mal weg), und darin kann man bis in alle Ewigkeit herumfliegen.

    Das heißt für mich: Ich will wenigstens den Mond erreichen, um am Ende auf der Erde zu bleiben. Denn wenn mir das egal ist, dann ist das etwas, was andere mit Stricken, Fernsehen, Gartenarbeit, Frühjahrsputz oder Sudoku lösen auch tun, nämlich sich beschäftigen.

    Es ist eine Gratwanderung. Ich will Feedback, aber nicht zur Mainstream-Hure werden und anderen geschriebene Konsumware liefern. Das beinhaltet natürlich auch die Chance des Scheiterns.

    (Zumindest mit dem mündlichen Erzählen konnte ich Generationen von Kindern ziemlich gut begeistern, Gespenstergeschichten am Lagerfeuerwaren immer der Renner.)

    Verfasst in Schreibhandwerk weiterlesen
  • W
    williwu

    Klingt auch für mich interessant, zumal ich definitiv keine Fantasy schreibe (oder kein Fantasy, was hat das Genre eigentlich für einen Genus?). Allerdings weiß ich nicht, ob das Wort “Nachwuchs” auch in Anführungszeichen so verstanden werden darf, dass das auch für mich gilt, bei dem seit Jahren nur noch das graue Haar nachwächst.
    Vielleicht kannst du noch zwei Fragen beantworten: Muss es sich um einen Auszug eines Romanmanuskriptes handeln oder kann es auch eine abgeschlossene Kurzgeschichte sein (das wäre ja für die Zuhörer vielleicht befriedigender, wenn die Schreibe gut ist oder erkenntnisreicher, wenn sie es nicht ist)? Und ist man auch dann “unveröffentlicht”, wenn man ein paar Kurzgeschichten und Essays in einer Vereinszeitschrift mit einer Auflage von ich glaube 60 oder 80 Exemplaren und eine Geschichte in einer Laienveröffentlichung zu einem Stadtjubiläum untergebracht hat? Verdient habe ich jedes Mal nichts daran außer jeweils einem Belegexemplar…

    Verfasst in Plauderecke weiterlesen

Es scheint als hättest du die Verbindung zu Schreibnacht verloren, bitte warte während wir versuchen sie wieder aufzubauen.