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    williwu

    Keine Ahnung, was ein NA-Roman ist (immer diese verschwörerischen Insider-Akronyme), und selbst wenn ich es wüsste, würde ich damit wahrscheinlich nichts anfangen können. Ich kann daher nur weitergeben, was mir einmal Oliver Buslau zum Thema Regionalkrimi mitgegeben hat.

    Merkmal eines Regionalkrimis ist, dass viele Schauplätze real sind und ggf. sogar genau recherchiert werden müssen (Leser derartiger Krimis messen Entfernungen gerne mal auf der Karte nach, fahren die Strecken ab, um zu überprüfen, ob die Zeitangaben stimmen usw., wohingegen die Realität der Polizei- oder Justizarbeit zweitrangig ist, wenn überhaupt).

    Nun kann so ein Mord oder jedes andere Verbrechen natürlich nicht in einem realen Haus, insbesondere nicht in einem realen Geschäft, einer Gaststätte etc. geschehen - das sähen die Besitzer selten gerne. Und Leichen immer nur im Wald machen ja auch keine Freude. Also werden diverse Schauplätze dazuerfunden, die so real dargestellt werden, dass sie in das existierende Setting passen, dabei ausreichend oder sogar etwas überzogen Lokalkolorit versprühen, aber eben komplett erfunden sind.

    Das ist jetzt seine Lösung, aber ich vermute, dass sie zumindest in diesem Genre verbreitet ist. Schließlich muss man ja in seiner Geschichte weiterkommen und dabei auch etwas an die Gunst seiner Leser denken.

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  • W
    williwu

    Kommt mal wieder auf den zeitlichen und lokalen Kontext an. Im Niederdeutschen sind “Görn” schlicht kleine Kinder, der niederdeutsche Dichter Klaus Groth hat seine Gedichtsammlung für Kinder “För de Görn” genannt. Spätestens nach dem ersten Weltkrieg ist das nur noch in rein plattdeutschen Umgebungen so verwendet worden, die meisten jungen Menschen haben sich etwa in Hamburg auch mit Hochdeutsch wohler gefühlt (siehe zB Hans Leip, “Jan Himp und die kleine Brise”).
    In anderen Teilen Deutschlands ist das eine Bezeichnung nur für burschikose Mädchen. Beispiel: “Rieke” aus Falladas “Ein Mann will nach oben”.
    Wenn es für Jungen aus dem Niederdeutschen heraus verwendet wird, dann nur im Sinne von “Kind” und als “Gör”, nicht “Göre”.

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    williwu

    Sieh an, man lernt eben nie aus. Ich hätte auch noch Stein und Bein schwören können, dass es in diesem Fall “M und N” heißen muss, weil es keine Aufzählung sein konnte (glasierten ungebrannten Ton gibt es nicht, also hängt das “glasiert” vom “gebrannt” ab), mithin eine Spezifikation sein müsse. Offenbar ist dieser feine Unterschied abgeschafft mit der Rechtschreibreform, und dieses Detail ist an mir vorbeigegangen. Andererseits ist alte Rechtschreibung ja nicht falsch, sondern nur “traditionell”. Also schäme ich mich für meinen Irrtum (den ich sicher aus lauter Gewohnheit auch in Zukunft noch begehen werde) einfach mal nicht.

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    williwu

    @felicea Tut mir leid, da habe ich ein anderes Menschenbild, urteile nicht so schnell über Menschen und lasse ihnen mehr Freiheiten. “Nahezu immer die Konnotation von unreif”? Was ist mit der Konnotation "im Herzen noch ein junges Mädchen "oder “schön wie früher” oder auch “unschuldig”? Warum nicht “ich bin verliebt wie ein Teenager”?
    Nein, ich lasse Menschen reden, wie sie sind, ohne sich ständig kontrollieren zu müssen. Ein wenig Menschenkenntnis lässt einen erkennen, ob jemand jemanden beleidigen oder herabsetzen will, oder ob er einfach aus seinem Herzen keine Mördergrube macht. Wenn ich mir oder meinen Charakteren verbiete, “Mädchen” oder “Junge” zu sagen, dann nehme ich ihnen ein gut Teil Freiheit, Unbekümmertheit und Ausdrucksfähigkeit. Ich presse sie in Schablonen. Mag auch eine Altersfrage sein, da wird man ja bekanntlich toleranter und duldsamer.

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    williwu

    @dirkhaun Ich würde sogar das “in Maßen” relativieren. Erst mal ist es eine Frage des persönlichen Stils, und da lasse ich mir evtl. von einem Lektor reinreden, vielleicht lasse ich mich von Beispielen überzeugen, aber allein die Behauptung, die Leser seien schon von einer “in-medias-res-Szene” überfordert, sagt mehr über den Autor des Ratgebers als dass hier eine wertvolle Information vorliegt. Gute Tipps kann man sich auch gezielt herauslesen, wenn sie einen überzeugen, ohne dass man alles richtig finden muss.

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    williwu

    Ich habe keine eigenen Erfahrungen, versuche mich aber, in die Lage eines Lektors zu versetzen. Der ist so eine Art Produkttester. Wenn du eine bessere Version desselben Textes einreichst, dann hast du aus seiner Sicht kein Zutrauen zu deinem eigenen Produkt bzw. ein unfertiges Produkt eingereicht. Was soll er da denn testen und wer garantiert, dass nicht bald wieder eine neue Version eingereicht wird. Der Text, den du einreichst, wird bei einem richtigen Verlag (also kein Bezahlverlag) sowieso nicht so erscheinen, wie du ihn geschrieben hast. Ein Lektor (oder natürlich auch eine Lektorin, aber ich entscheide mich nur für eine Version) wird wohl eher das Potenzial einer Geschichte sowie des Autors beurteilen als jede einzelne Formulierung.
    Aus der Sicht des Autors sollte man - meiner Meinung nach - eine Geschichte einreichen, wenn man sie nicht mehr verbesserungsfähig findet. Das ist natürlich ein Ding der Unmöglichkeit, weil man immer verbessern und überarbeiten kann, deshalb ist es sicher am besten, irgendwann einen Cut zu machen und die Geschichte einzureichen und sie so lange, bis man Antwort hat (oder sicher ist, keine mehr zu bekommen) nicht mehr anzuschauen. Wenn sie bei einem Verlag oder Agenten abgelehnt worden ist, dann sollte man sie - denke ich - überarbeitet oder nicht, nicht mehr an der gleichen Stelle einreichen.
    Noch mal: Keine eigenen Erfahrungen, so würde ich es einfach halten.

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    williwu

    Moin Ralf,
    Hamburg, ca. 80 km südlich von mir, also noch nicht Italien :wink: . Zwei Romane zu 400 Seiten muss man auch erst mal schaffen. Redest du von Normseiten? Das mit der Metrowelt verstehe ich nicht, da ist wohl wieder ein Trend an mir vorbeigegangen.
    Wenn ich dich richtig verstanden habe, dann suchst du jemanden, der für dein bisher-250-Seiten-Projekt einen Testleser suchst. Erzähl mal etwas zum Genre.
    Jedenfalls viel Spaß hier im Forum.

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    williwu

    Eigentlich kann das nicht passieren, wenn ich vorher weiß, wohin ich mit meiner Geschichte will und den Charakter erschaffe, bevor ich mit dem Schreiben anfange. Natürlich kann das trotzdem passieren, wenn man etwa ein Erlebnis beschreiben will, dass man selbst erfahren hat oder in das man sich hineinversetzen kann, ohne allzu viel über die Umstände und die Beteiligten zu wissen. Das ist dann ja auch okay.
    Es gibt gute Gründe, den Protagonisten und sich selbst auseinanderzuhalten.

    • Genrespezifisch: Wenn man einen hartgesottenen Detektiv beschreibt, dann kann das kaum eine Kopie des Autors sein. Der muss nun mal zynisch sein, das Gesetz - das wir Autoren natürlich alle befolgen - einen netten Vorschlag sein lassen und sich in Gesellschaft herumtreiben, die zB ich nicht kennen lernen möchte - ohne Gitter dazwischen. Und in einem historischen Roman würde ich so eine Zwillingsbeziehung fast schon als Sakrileg ansehen, denn niemand kann heute noch annähernd so denken und handeln, wie die Menschen im Mittelalter, in der Renaissance, im Kaiserreich oder in der Nazizeit.
    • Vermeidung von Langeweile: Wenn ich die Charaktere beim Schreiben sich entwickeln lasse, wie sie wollen, dann besteht die Gefahr, dass der Protagonist sich immer in die gleiche Richtung entwickelt. Und dann werden sich alle meine Ergüsse stilistisch oder im gleichen Genre ähnlich darstellen, und einer klingt wie der andere. Und das haben ja schon viele Autoren gesagt: Man kann als Autor nur eines falsch machen: Den Leser langweilen.

    Ich kann natürlich nur für mich sprechen und erhebe nicht den Anspruch, dass das der einzige oder richtigste oder beste Weg ist. Aber egal, was ich schreibe, über den Inhalt und das Ziel habe ich doch vorher nachgedacht und weiß in etwa den Rahmen. Warum dann nicht auch das Personal vorher bestimmen? Und ihm Haken und Ösen mitgeben, auch unsymphatische, auch besondere (Un-)fähigkeiten. Es sich erst einmal vorstellen, äußerlich, ihm dann einen Lebenslauf geben, seine Familie festlegen, Ereignisse aus seinem Leben kreieren und ihn daran werden lassen. Er soll Erfolge gehabt haben, aber auch schon bös gescheitert sein. Passt das eine oder andere in die Handlungsskizze? Um so besser, dann wird eine runde Geschichte daraus. Dann kann ich ihn in der Handlung so agieren und reagieren lassen, wie er und nicht ich es tun würde.
    Es gibt ja Leute, die ihre Charaktere erst in der Geschichte entwickeln, andere lassen ihre ausgefeilten Charaktere auf ein weißes Blatt los und schauen, was passiert, daraus mag sich eine Handlung ergeben. Keine Charaktere auf ein weißes Blatt zu schicken, wird wahrscheinlich schiefgehen. Und Bekannte (also fikive) in ein festes Setting senden, das ist meine Methode, ist wie bereits bekannte Erlebnisse aufschreiben. Kreativität ist ja nicht nur die Handlung, sondern auch die Figurenentwicklung. Aber wer sagt, dass die Kreativität erst beim Schreiben einsetzt? Ich - noch mal, meine persönliche Meinung - denke, dass man vor dem Schreiben kreativ sein muss, und dass das Schreiben dann nur noch eine Art Berichterstattung ist. Und ja, für mich sind die Charaktere eine Art Personal, das ich mir zwar aussuche, dann aber nicht mehr forme oder angleiche, sondern damit umgehe.

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    williwu

    Hallo Daya,
    ich bin auch noch ganz neu hier, und so einfach ist das Durchsteigen durch das Forum auch für mich nicht. Such dir einfach aus, was für dich passt. Was ich aber schon sagen kann: Hier sind alle freundlich und hilfreich. Und Ermunterung gibt es allenthalben, deshalb schon mal hier von mir: Mach einfach weiter mit dem Schreiben, kauf dir einen guten Schreibratgeber und überwinde dich, mal ehrlichen Kritikern deine Texte zu zeigen.
    Also viel Spaß und Erkenntnisse hier im Forum.

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  • W
    williwu

    Ich mag die Mischung von Alltagsszene mit handlungsrelevanten Zugaben. Wenn einer was kocht, dann finde ich es immer wieder schön zu lesen, wie etwas Wein dazugegeben, wie ein Brühwürfel in das Gemüse gebröselt wird und so weiter. Aber nicht, wenn das losgelöst ist vom Thema der Geschichte. Also kann bei dieser Beschreibung gleichzeitig ein Dialog stattfinden oder das Kochen ist Bestandteil einer heimlichen Beobachtung, und zeitgleich wird erzählt, wie jemand im Vorratsschrank eingequetscht ist und versucht, das Niesen zu verhindern und hofft, dass keine Zutat benötigt wird, die gerade in diesem Schrank ist.
    Wenn ich nur die Kochszene etwa in einem Krimi hätte, dann fragte ich mich, ob ein Kochbuch nicht spannender wäre.
    Es mag ja sinnvoll sein, solche Szenen zu schreiben, um den Protagonisten besser kennenzulernen oder sich an ihm (Bewegungen, Eigenarten - etwa zu pfeifen, wenn er kocht) abzuüben, aber der Leser muss meines Erachtens nicht alles lesen, was der Autor aus diversen Gründen schreibt. Und der Leser muss ja auch nicht alle Erfahrungen des Autors mit- oder nachmachen. Um die Charakterentwicklung muss sich der Autor kümmern, nicht der Leser, der will einen fertigen Charakter sehen.

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    williwu

    In der Tat. Ich habe leider schon mal das eine oder andere in meinem Leben gesehen, worauf ich gut und gerne hätte verzichten wollen. Nicht, um mein Nervenkostüm zu schonen, sondern, weil es nicht hätte passieren sollen.
    Abgesehen von erster Hilfe oder ggf. der Ableistung einer Zeugenpflicht ist es ein gesunder Reflex, so etwas nicht mitbekommen zu wollen und sich zu entfernen. Wer nicht (mehr) helfen kann, sollte das auch tun. Nun hat es schon immer eine gewisse morbide Neugier bei den Menschen gegeben. Ein brennendes Haus z. B. ist ja auch irgendwie faszinierend - nur nicht mehr, wenn man mal seine Familie suchen musste, weil das Nachbarhaus gebrannt hat und sie unter den Evakuierten nicht zu finden ist.
    Aber jenseits einer zumindest menschlichen Neugierde ist das voyeuristische Gaffen, bei dem die Details nicht grausam genug betrachtet und dokumentiert werden können und diese Gier nach dem Unglück anderer zu Aggressivität - sogar gegenüber Rettungskräften - führt, eine gesellschaftliche Degeneration.
    Es gibt einen Grund, warum man seinen Kindern lange Zeit brutale und grausame Darstellungen aller Art vorenthalten sollte. Nur so verhindert man, dass am Ende solche Menschen herauskommen. Und dadurch, dass man ihnen auch hierin ein gutes Vorbild ist.
    Die Ungeduld, wenn wegen eines Vorfalles ein Stau entsteht, kenne ich auch. Sowie das Ekelgefühl, das aufsteigt, wenn dann Autofahrer aussteigen, um den potenziellen Selbstmörder auf einer Brücke mit einem lauten “Spring doch endlich!” anzufeuern …

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    williwu

    @cwoehli Ich denke, das sehen wir gleich, auch wenn ich den Unterschied zwischen Hardcoreporno und Porno nicht genau kenne.

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  • W
    williwu

    Es ist ja noch problematischer: In den USA ist es viel häufiger der Fall, auch Unbekannte beim Vornamen anzureden. Eine Bankangestellte zB trägt manchmal nur ihren Vornamen auf dem Namensschild, oder auf die Frage: “Wie heißen Sie?” bekommt man nur den Vornamen genannt. Das ergibt dann Übersetzungen, die für deutsche Konventionen merkwürdig klingen. “Christy, können Sie mir mal helfen?” Wenn jemand explizit jemand anderen beim Nachnamen anredet, dann gilt das oft als Distanzierung, bei Angesprochenen gehen Alarmglocken los.
    Andererseits ist es lebensfremd zu unterstellen, dass du deine Bankberaterin duzt.
    Da kommt es tatsächlich allein auf den Kontext an. Du triffst diese nette Christy in der Bank und siezt sie selbstverständlich. Rein zufällig trefft ihr euch abends in einer Bar, du gibst einen Drink aus und ihr macht Smalltalk (auch so etwas, was Amerikaner lieben und viele Deutsche gar nicht können): Immer noch “Sie”. Wenn der Abend gut verläuft und irgendwann kommt es zur Zigarette danach (ich weiß, ich bin hier der einzige Raucher, aber ich fand das eine nette Umschreibung für diesen Entwicklungsschritt), dann verwendet man selbstverständlich das “Du”.
    Am Ende schreibst du ja für das deutsche Publikum. Mein Tipp: Berücksichtige die Situation, den Bekanntheitsgrad, den Beziehungstyp (professionell oder privat), berücksichtige die Entwicklung und schreibe dann “du”, wenn man im Deutschen das “Du” anbieten würde, ohne Bohei darum zu machen. Kurz: Verwende “Sie”, wenn man in Deutschland siezt, verwende “Du”, wenn man hierzulande duzt. Sei dir aber bewusst, dass das eine Signalwirkung auf deutsche Leser hat, so ein Aha-Effekt: “Sieh mal an, so weit sind die jetzt gekommen.” Das musst du aber nicht ausdrücklich erwähnen, lass einfach den Wechsel in der Anrede auf deine Leser wirken. Die werden das schon richtig verstehen.
    Ich würde es sogar in einem deutschen Setting manchmal so machen. Du lernst jemanden kenne, die Beziehung wird enger, und du startest einen Versuchsballon, indem du einfach duzt. Wenn ersie darauf eingeht, dann ist das ja so eine Art verbale nonverbale Kommunikation.
    Natürlich, treffen sie sich nicht klassisch in einer Bar, sondern in einer Disco, ach, heute sagt man ja in einem Club, dann duzen sie sich von Anfang an. Aber das birgt ein Gefahrenpotenzial: Am Nachmittag siezt du die Bankangestellte Christy, die du dann abends im Club selbstverständlich duzt, und am nächsten Tag in der Bank, ja, wieder siezt? Merkwürdig. Weiter duzt? Wirkt auch irgendwie komisch.
    Ach Mensch, haben die Amis es da leicht.

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