• Holm

    Ich bin ein bisschen entsetzt von den neusten Antworten hier :D
    "Keine Erotik, weil das ist überflüssig und ich komme mir lächerlich vor" “Alles außer Schwanz ist peinlich” :D Dazu will ich auf einen Artikel im Schreibnachtmagazin verweisen, der das Thema behandelt: Hier klicken

    Verfasst in Schreibhandwerk weiterlesen
  • Holm

    1. Schreiben ist ein Handwerk. Jeder kann es lernen, jeder kann es beherrschen.
      25a. Schreiben ist keine Zauberei. Tu es einfach wie du atmen würdest. Ist atmen etwas besonderes?

    2. Denk an die Leser. Lesen ist Unterhaltung. Niemand interessiert sich für Charaktere die Cornflakes essen.

    Verfasst in Plauderecke weiterlesen
  • Holm

    So, ich hab mir auch mal Dans Ausführungen zu Ende angesehen. Durchaus alles sehr spannend. Ich hab zurzeit nichts, was ich plotten wollen würde, da ich die aktuellen Plots erstmal scheiben müsste. xD Trotzdem und deswegen habe ich den als nächstes anstehenden Subplot mal nach der Struktur geplant.
    Der Rahmen ist meine aktuelle (Fantasy)Geschichte, in der der Protagonist Dutschdo eigentlich nur auf dem Weg von seiner Burg ganz im Süden, zu seinem Ausbildungslager im Norden ist. Das liegt aufgrund von Krieg und Eroberung nun auf dem Territorium einer milde verfeindeten Allianz. Der erste “Sidequest” oder Subplot führt ihn, als Begleitung einer Aufklärungstruppe, in ein Diebesnest. Er ist unterwegs für seinen besten Freund, der die Allianzführung inne hat und dessen Handelskarawanen andauernd überfallen werden.
    Nach Dan Wells habe ich so angefangen:

    Hook Dutschdo ist völlig verwirrt davon das ihrendwelche Diebe Früchte in großer Zahl stehlen. Wozu machen sie das? Wo lagern sie das? Blöderweise sind im Kampf alle gefallen, also kann er niemanden davon mehr fragen.
    Midpoint Die zustände sind nicht zufriedenstellend, aber das ist ja auch kaum verwunderlich unter GoD(doofe Allianz). Ein Hinweis hat ihn hier hingeführt und ab jetzt klärt sich die Situation auf, er bekommt eine Idee davon was passiert sein könnte.
    End Dutschdo hat herausgefunden, dass die Diebe nur an jemanden geliefert haben. Außerdem hat er etwas großartiges für eine Stadt auf seinem Weg getan.

    Das Ganze führt dann, etwas ausgefüllter zu dem 7-Punkte-Plot:

    **Hook **
    Dutschdo ist völlig verwirrt davon das ihrendwelche Diebe Früchte in großer Zahl stehlen. Wozu machen sie das? Wo lagern sie das? Blöderweise sind im Kampf alle gefallen, also kann er niemanden davon mehr fragen.

    **Turn1 **
    Sein Weg führt weiter nach Norden, irgendein Hinweis hat ihm aufgezeigt das er nach Stadt xyz muss.

    Pinch1
    Vor Ort entdeckt er unzufriedenstellende Zustände, die ihn behindern. Auch muss er mit der Gefahr kämpfen, enttarnt zu werden. Die Menschen werden unterdrückt und das Verbrechen regiert.

    Try/Fails

    **Midpoint **
    Die Zustände sind nicht zufriedenstellend, aber das ist ja auch kaum verwunderlich unter GoD. Ab jetzt klärt sich die Situation auf, er bekommt eine Idee, davon was passiert sein könnte. Der Stadthalter könnte gemeinsame Sache mit den Dieben machen, das bedarf auf jeden Fall Aufklärung

    **Pinch2 **
    Der Stadthalter behindert massiv seine Ermittlungen. Dutschdo sieht keinen Ausweg. Möglicherweise wird er enttarnt und der Stadthalter versucht ihn festzusetzen. An sich besteht die einzige Möglichkeit in Flucht, denn was soll ein Mann alleine ausrichten?

    Turn2
    Dutschdo entscheidet sich die Stadt von den unhaltbaren Zuständen zu befreien.

    Try/Fails

    End
    Dutschdo hat herausgefunden, dass die Diebe nur an jemanden geliefert haben. Er befreit die Stadt von dem grausamen Mann und setzt einen Rat oder dergleichen ein. Chance hier auch weiter auf die Verhältnisse des Landes einzugehen, wann Herrscher Stadthalter legitimieren müssen.

    Verfasst in Workshop: Plotten mit der 7-Punkte-Struktur weiterlesen
  • Holm

    Ich möchte noch mal eure Expertise in Anspruch nehmen. Für meine neuste Kurzgeschichte ist hier der Anfang. Meine Frage: Würdet ihr weiterlesen? Wenn nicht, was bringt euch raus?

    „Ist hier noch frei?" Jon blickte auf und sah in das Gesicht einer jungen Frau.
    „Aber natürlich", antwortete er und nahm die Füße vom gegenüberliegenden Sitz. Eigentlich passte ihm das gar nicht. Bis eben noch war der Viererplatz noch seiner gewesen. Immerhin war sie halbwegs hübsch, älter als er, Mitte 20 schätze er. Vielleicht wollte sie ja reden.

    Im Austausch schätze ich gerne auch einen Anfang ein ;)

    Verfasst in Schreibhandwerk weiterlesen
  • Holm

    Ich brauche mal kreative Schützenhilfe:
    Was kann der Protagonist nach einem Zugunglück (als Passagier) alles für Fehlentscheidungen treffen? Mir sind bisher Ölbrand mit Wasser löschen und jemandem eine Stange aus dem Bein ziehen, was Verblutung herbeiführt, eingefallen.
    Fällt euch noch was ein?

    Verfasst in Schreibhandwerk weiterlesen
  • Holm

    So! Keiner postet hier, aber laut der Klickzahlen sind Kurzgeschichten und Anfänge von Geschichten ein spannendes Thema. :D ALso mache ich einfach mal den Anfang und poste hier eine “echte” Short Story rein. Also ein Werk voller Regeln, Metaphern, stilistischen Besonderheiten und Verkürzung.
    Um den Standardfragen gleich vorzubeugen :nerd: : Ich bin nicht der Protagonist, jede ShortStory besteht sowohl aus Fiktion als auch aus Realität. Jeder Satz ist fünf Mal überarbeitet und ich hab mit bei jedem Wort etwas gedacht. :D
    Ich freue mich aber aufjedenfall über eure Gedanken zum Text *aufgeregt*

    Verdammte Ex. Tims Weg zum Strand war voller dunkler Gedanken. Er kickte einen Stein ins Feld, zornig, aufgewühlt. Warum belästigte sie ihn noch immer? Er verstand es nicht. Ein Jahr war seit ihrer Trennung vergangen und noch immer umwölkten sich seine Gedanken von Zeit zu Zeit. So wie heute. Das war der Grund für seinen Weg zum Strand. Er brauchte Ruhe, wollte allein sein, fernab von Beziehungsproblemen und Befindlichkeiten anderer Leute.
    Der Wind hatte aufgefrischt, Wolkenfetzten jagten über den Himmel, ganz so wie in seinem Kopf. Vergessen wollte er sie, neu anfangen. Noch heute erschien sie ihm wie die ideale Frau. Schön und lebenshungrig, gut gebaut, verständnisvoll. Ihn quälten die gemeinsamen Stunden, geteilt hier am Strand, voller Wärme und Zuneigung. Sein Mädchen war sie gewesen, hatte ihm das Leben gezeigt, spontan, humorvoll und voller Abenteuer.
    Jetzt bandelte sie gerade mit irgendeinem Verlierer an, kannte ihn schon seit vielen Jahren. Facebook konnte grausam sein. Eigentlich ein Grund zum Freuen: Es hätte auch Superman sein können.
    Vor ihm stieg die Treppe zum Strand hinab. Er folgte ihr, versuchte sich des Bildes zu entziehen. Wind peitschte ihm ins Gesicht, hart, unerbittlich. Gut, Gut, dachte Tim. Er lief mit dem Wind, wollte einfach nur gehen, ohne Anstrengung. Rechts von ihm grummelte das Meer, nun aufgewühlt, vom neuen Wind. Weg mit den Schuhen, er wollte den Sand fühlen. Der Boden war warm, fein rannen ihm die Körner zwischen den Zehen hindurch. Er genoss das Gefühl, hier zu sein, heute, jetzt.
    Sie hatte ihn verlassen, aus längst vergessenen Gründen. Ein halbes Jahr später eine Renaissance, sie wollte ihn zurück, er machte mit, es ging nicht. Mit ihrer Periode kam ihre gespaltene Persönlichkeit, sie war wieder die andere Frau, die ihn vorsätzlich verletzte und in abstruse Gedanken abdriftete. Am Ende ein Facebookpost: Danke für die gute Zeit, ich habe dich in der letzten Woche nicht vermisst, wir passen nicht zusammen.
    Geh doch zum Teufel, dachte Tim. Warum hatte er sich ein zweites Mal darauf eingelassen? Er starrte aufs Meer, hielt inne, schaute. Weit konnte er sehen, keine Schiffe, ein paar Möwen hier und da. Beruhigend, das Wasser, das nimmermüde Brummeln der Brandung, die Unendlichkeit des Ozeans. Er brauchte keine Frau um glücklich zu sein, erst recht nicht hier am Strand. Hier war er, hier war der Sand, der Wind und der Ozean. Er setzte seinen Weg fort. Das Gras in den Dünen wogte unter den Böen, duckte sich in den Sand.
    Warum wollte sie ihn nicht? War der Neue besser? Konnte der Verlierer sie besser lieben als er es getan hatte?
    Schluss! Tim brüllte es dem Meer entgegen. Sinnlose Gedanken, immer nur im Kreis. Sie war dumm genug ihn wegzuwerfen, Glück für die nächste Misses Tim.
    Steine unter seinen Füßen, fest, schmerzhaft, unnachgiebig. Er hatte die Steilküste erreicht. Links von ihm erhoben sich die zerklüfteten Lehmwände, bewachsen mit Gras, Disteln und kleinen gelben Blumen. Er sah niemanden mehr, keiner traute sich in den Wind. Dumme Leute. Das war doch die schönste Zeit, die Welt zu spüren, roh, fair und ehrlich.
    Was störte ihn eigentlich? Er konnte gut allein sein, kam zurecht. Was ihn wurmte, war die Tatsache, dass sie mit all ihren Fehlern schneller und einfacher jemanden gefunden hatte als er. Natürlich hatte er die ein oder andere Liaison gehabt, aber nichts Festes. Das war nicht fair. Fair war nur der Strand, für jeden gleich, voller Wind, Sand und Wasser.
    Er sah einen Spaten im Sand liegen, rostig, gesprungen, alt. Tim nahm ihn auf, betrachtete ihn, drehte ihn, nickte und ging in Richtung Wasser.
    „Ist es das, was du willst? Wind in meinem Gesicht, Widerstand? Ich zeig dir was ich kann!" Er brüllte dem Ozean entgegen, entschlossen, wütend. Mit dem Spaten in der Hand stand er an der Wasserkante, beobachtete die heranschießende Brandung. Das Meer zog sich zurück und er tat den ersten Spatenstich. Schnell grub er, schichtete einen Berg auf, energisch, unermüdlich. Das Meer rauschte immer wieder heran, stahl ihm Sand und Burg, ebenso unerbittlich wie es einen Meter weiter den Sand stahl und ebenso unermüdlich wie er den Berg wieder aufschichtete.
    Eine Mauer! Er brauchte eine Mauer! Tim schippte was das Zeug hielt, verband Graben mit Wall, gegen die Fluten, chancenlos zunächst, dann erfolgreicher. Jederzeit war das Meer stärker, schickte Welle um Welle. Die kleinen brandeten an seiner Festung, die großen entrissen ihm Teile davon. Er war nicht schnell genug.
    „Brauchst du Hilfe?", fragte eine Stimme hinter ihm. Vor Schreck tat Tim einen Satz in die Höhe und platschte zurück ins Wasser. Er drehte sich um, erbost über die Störung.
    Dort stand ein Mädchen, klein, mit dunklen Haaren die im Wind wirbelten. Sah ihn aus braunen Augen an, fragend, erwartungsvoll. Tim bemerkte den Spaten in ihrer Hand, unfähig ein Wort zu sagen. Eine große Welle rauschte heran und überspülte die Festung und seine Füße.
    Er erwachte aus seiner Starre: „Ja natürlich." Sie lächelte, krempelte ihre Ärmel hoch und betrachtete skeptisch sein Werk.
    „Jetzt folgen wir einem Plan. Du übernimmst den Wall, ich erhöhe die Burg.“
    Tim sah sie fassungslos an. Das war sein Projekt. Sie ließ ihm keine Möglichkeit zu protestieren, drehte ihm den Rücken zu und buddelte im flachen Wasser. Er zuckte mit den Schultern und ging an die Arbeit. Gemeinsam konnten sie dem Meer etwas entgegen setzen. Immer noch brandeten die Wellen unerbittlich gegen die Festungsanlagen, fair, dauerhaft, gleichbleibend. Aber sie waren zu langsam. Die beiden Arbeiter gewannen Zentimeter um Zentimeter, schlauer und besser als das allgegenwärtige Meer.
    Lachend beendeten sie ihr Werk, verließen das Brandungsgebiet und betrachteten seine langsame Zerstörung aus der Ferne.
    „Ich bin übrigens Tim”, sagte er.
    „Hallo Tim. Ich heiße Lena."

    Ich habe unlängst eine von Dana Müller gelesen, die fand ich sehr gut (mit ein paar Einschränkungen) und würde mich sehr freuen, wenn ihr auch was postet! *gespannt*

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  • Holm

    Nachdem Jenny Mai Nuyen mich mit ihrer Antwort auf meine Frage in tiefer Verwunderung zurückgelassen hat, habe ich mir gedacht, ich schreibe mal einen Beitrag zum Thema „Anfänge in Geschichten."

    Mein Herz schlägt schreiberisch für Kurzgeschichten und in denen sind Anfänge ein ziemlich wichtiger Bestandteil. Ich glaube aber auch, dass für Romane und Novellen dieser Teil nicht unterschätzt werden sollte.
    Gesetzt den Fall wir werden verlegt, was tut der potentielle Leser im Buchladen? Hat er das Buch in der Hand, wird er irgendwann die erste Seite aufschlagen. Mir ist das beispielsweise wichtiger als der Klappentext. Vielleicht liest er auch noch ein bisschen mitten ins Buch rein.
    Ich höre in letzter Zeit immer wieder, dass es für jeden Stil und für jede Richtung Leser gäbe. Das mag stimmen, aber was spricht dagegen Regeln, Erfahrungen und Wissen von viel erfahreneren Autoren umzusetzen und auszuprobieren?
    Ich sehe mich noch eine Weile nicht auf dem gedruckten Markt, deswegen ist mein (und wahrscheinlich auch euer) Medium „Online". Foren, Amazon, Bookrix und Co. Der Leser entscheidet bei kostenlosen Werken ganz schnell ob er weiterlesen will oder nicht (ist ja nix wert). Der Anfang wird also wieder umso wichtiger.

    Anfänge von großen Autoren – Ein kurzer Vergleich

    Jenny Mai Nuyen sagt sinngemäß in ihrer Antwort an mich, dass jemand der gut im Schreiben ist, ganz einfach auch gute Anfänge produziert. Wer schlecht sei, dem helfen auch keine Regeln, Tipps und Kniffe mehr.
    Nun, das ist natürlich die Meinung einer erfahrenen Autorin, aber glücklicherweise steht sie mit dieser Meinung (und in meinen Augen einer Ohrfeige für alle Neu-Autoren) relativ allein da.

    Bernhard Hennen erklärte einmal bei einer Lesung, dass er Anfänge (er bezieht sich auf Prologe) nicht leiden kann. Er schreibt sie meistens zum Schluss und er findet all die Regeln doof, an die er sich halten muss, damit der Leser das Buch nicht gleich wegschmeißt. Aha! Da sind sie schon mal die Regeln. Ich entsinne mich nicht mehr gut daran, eine Regel die er aber nannte (und die er Kraft seines Erfolges endlich einmal brechen durfte) war, dass im Prolog keine Tiere sterben sollten. Wofür auch immer das gut sein soll. :D
    Meistens, das sieht auch Markus Heitz so, hat der Prolog in Fantasy-Romanen wenig mit der eigentlichen Handlung zu tun, er dient dem Leser als Köder und um ihn hinein in die Geschichte zu bringen.

    Zurück in der Onlinewelt ist das genau der Schlüssel zum Erfolg. In eigentlich nur einem Satz muss der Leser in der Geschichte drin sein. Dafür wie das am besten geht, gibt es Anleitungen und Regeln.

    Beispiele:

    Markus Heitz Die Albae: Tobender Sturm
    „Wie ich es mir dachte: Sie warten ab, weil sie es nicht wagen, uns nachts anzugreifen."

    Dieser Anfang produziert direkt Spannung: Es gibt einen Kampf und zwar genau jetzt. Der Protagonist hat das außerdem vorhergesehen. Hat er eine Falle gestellt? Wer greift an? Ich sollte weiterlesen!

    Cory Doctorow Little Brother
    „Ich gehe in die Oberstufe der Ceasar Chavez High im sonnigen Mission-Viertel von San Francisco, und das macht mich zu einem der meistüberwachten Menschen der Welt."

    Ob es wichtig ist, wo der Protagonist wohnt, sei mal dahingestellt, aber dieser Satz erzeugt ebenfalls schnell Spannung, da er aus simplen Fakten darauf hin führt, dass der Protagonist einer der meistüberwachten Menschen der Welt ist. Warum ist das so? Weiterlesen!

    Dan Brown Illuminati
    _„Der Physiker Leonardo Verra roch brennendes Fleisch, und es war sein eigenes." _

    Wolfgang Hohlbein Die Nekropole
    „Manche nannten Rom die ewige Stadt, doch Andrej hatte nie wirklich verstanden warum."

    Bernhard Hennen Die Ordensburg
    „Das ist kein Ort, an den man alleine gehen sollte, mein König."

    Joseph Staten Erstkontakt
    „Die Marines waren schon vor Sonnenaufgang in der Luft."

    George R. R. Martin Das Lied von Eis und Feuer
    „Wir sollten umkehren", drängte Gared, als es im Wald um sie herum zu dunkeln begann.

    Frank Schätzing Limit
    „I want to wake up in a City that never sleeps – Der gute alte Frankieboy."

    Jenny Mai Nuyen Das Drachentor
    „Es hatte viel geregnet."

    Diese Diskrepanz war unter anderem Anlass für meine Frage an Jenny Mai Nuyen. Wie schon oben erwähnt, gibt es für jeden Stil Leser und viele werden sicher sagen: Ich starte gern in einen dicken Wälzer mit einer ausführlichen Beschreibung des Wetters und des Waldes. Der Unterschied ist, dass der Leser das Buch hier offensichtlich schon gekauft hat.
    Online würde ich (habe ich auch nicht viel länger als ein paar Seiten) das nicht lange durchhalten und eine solche Geschichte schnell wieder weglegen. Zeit ist für den Leser kostbar und er erwartet Mehrwert. Warum soll er etwas Belangloses lesen? Und ehrlich: Wie viele Leser freuen sich über die standartmäßige Beschreibung von Wetter und einem Wald. Das passiert sowieso in jeder Geschichte fünf Mal (und das ist ja auch gut so).

    **Die Zauberworte für einen Anfang sind Spannung, Action und Konflikt. **

    Joe Konrath bringt das in seinem Blog sehr schön und unterhaltsam auf den Punkt: Er arbeitet unter anderem als Juror für Kurzgeschichten-Wettbewerbe: How Not To Write A Story

    Ich muss zugeben: ALLE meine frühen Werke beginnen mit Wetter, einem aufwachenden Protagonisten oder Setting. Das ist der einfachste Weg für uns Autoren in den „Film im Kopf" zu kommen. Aber nicht für den Leser. Ich weise an dieser Stelle alle schon jetzt vor Zorn schäumenden Leser darauf hin, dass ich hier nur von Anfängen in Geschichten schreibe. Von den ersten paar Sätzen. Danach ist Wetter, Setting und Beschreibung sicherlich absolut notwendig ;)
    Außerdem noch einmal der Hinweis: Ich halte Short Storys für die Königsklasse, hier ist jedes Wort gesetzt, kein Wort zu viel sollte geschrieben werden und Regeln wie „Show, dont tell" sind keine Ratschläge, sondern Gesetz. In Novellen hat man mehr Ruhe und Freiraum. Aber was in der Königsklasse funktioniert, darf meiner Meinung nach gerne in allen anderen Stilformen übernommen werden.
    Als ich einen Anfang schreiben wollte, der alle Regeln aus dem Blog beherzigt ist mir zunächst absolut nichts mehr eingefallen. „Das geht doch gar nicht" hab ich mir gedacht. Mittlerweile klappt das ganz gut. Die letzten zwei Texte die ich geschrieben hab, beginnen so:
    _„Chakas blinzelte über seinen Sitz." _
    „Krachend flog Jonas in den Schlamm."
    Meine Geschichte nach der „Das-geht-doch-gar-nicht"-Erfahrung habe ich so begonnen:
    „Verdammte Ex. Tims Weg zum Strand war voller dunkler Gedanken."

    Für eine kurze Geschichte lohnt sich auch folgende Regel: Beginne die Geschichte. Geh nun zum letztmöglichen Startpunkt der Geschichte. Beginne die Geschichte.
    Für Romane lohnt sich das auch, aber gedacht auf die einzelnen Stationen der Handlung.
    Beispiel: Es kann sein, dass es irgendwann vor einer Woche eine große Schlacht gab, in der der König gefallen ist. Aber ist es notwendig, das ausführlich auf vielen Seiten darzulegen, wenn sich die eigentliche Geschichte um einen Bettler dreht, der nun bald Ritter wird?

    Meines Erachtens gehört in keinen Prolog und schon gar nicht in einen Anfang erzählende Beschreibung. Hier muss die Handlung passieren und nicht nur darüber gesprochen werden. Show, dont tell!

    Nicht: _Er befand sich auf dem Groove-Ab-Festival, zusammen mit seinen Freunden Tim, Jan und Tom,
    anlässlich ihrer Jahresfeier.
    _
    Besser: Um ihn herum dröhnten die Bässe. Der Gitarrist spielte sein Solo und Jonas reckte gemeinsam mit den 100.000 anderen Menschen vor der Bühne seine Faust in den Himmel.
    „Geil, dass das mit unserem Treffen dieses Jahr wieder geklappt hat", brüllte Tim neben ihm.

    Was ich auch oft lese in letzter Zeit, ist die Überlastung des Lesers mit Charakteren in den ersten paar Zeilen. Es sollten am Anfang maximal zwei handelnde Personen vorkommen. Alles andere kann sich keiner merken.

    Konflikte sind ein starker Motor. Schaut nochmal in die Anfänge der Autoren, die ich oben aufgeschrieben habe. In fast allen geht es um einen Konflikt: Kampf, Überwachung, brennendes Fleisch, Konflikt des Protagonisten, König muss vor Dummheit bewahrt werden, Marines auf dem Weg zum Kampf.

    Das ist der Stoff aus dem Geschichten sind. Andere Blickwinkel, Hürden, Rückschläge und Lösungen.

    Das führt zur nächsten Regel: Anfänge sollten weder langweilig noch banal sein. Das klingt jetzt ganz klar einleuchtend, aber wir Autoren machen oft den Fehler, zu glauben, dass was wir schreiben, automatisch spannend und relevant für den Leser sein muss. Ist es relevant oder spannend für den Leser, davon zu erfahren wie der Protagonist sein Schwert schärft? Eine Radiosendung hört, eine Packung Cornflakes kauft? Steve Moran schreibt dazu: Der Leser wird nicht durch eine Waffe am Kopf zum Lesen gezwungen. Er hat sein eigenes Leben und muss daher nicht am langweiligen Alltag eines anderen teilnehmen.

    Es gibt noch eine Menge mehr Tipps und Regeln, aber diese hier sollen erstmal als Start dienen ;) Weiterführende Links gibt’s unten.
    Alle Dinge die ich aufgeschrieben habe, lassen sich größtenteils nicht nur auf Anfänge beziehen, sondern auf ganze Geschichten. Zum Schluss noch ein einfacher Tipp aus dem Journalismus: Kurze Hauptsätze machen jede Geschichte schneller und spannender.
    „Er betritt das Kaufhaus. Hastig sieht er sich um. Die Zeit drängt. Der Mann zückt sein Smartphone, checkt die Uhrzeit: 14:35, Freitagnachmittag."

    Und nun seid ihr dran, was für Anfänge schreibt ihr? Habt ihr eigene Erfahrungen damit, was besonders gut ankommt? Habt ihr etwas umgeschrieben nach diesem Text? Postet es! ;)

    Meine Quellen und weiterführende Links:

    Joe Konrath How Not To Write A Story

    Joe Konrath Bad Stories
    Anscheinend stören ihn diese Fehler ziemlich stark, deswegen hat er zu Lehrzwecken selbst eine Kurzgeschichte geschrieben und alle möglichen Fehler eingebaut. Sehr unterhaltsam zu lesen ;)
    (Hier die Auflösung was er alles eingebaut hat)

    Steve Moran im Willesden Herald The sense of a short story
    Was braucht es eigentlich für Zutaten um eine gute Geschichte zu schreiben?

    Steve Moran im Willesden Herald Common faults in short stories submitted
    Das Gegenstück zu den Zutaten für eine Geschichte: Was kann schief gehen?

    Wikipedia Short Story Characteristics
    Eine sehr punnktgenaue Zusammenfassung welche Elemente eine Geschichte enthalten sollte.

    Verfasst in Schreibhandwerk weiterlesen

Es scheint als hättest du die Verbindung zu Schreibnacht verloren, bitte warte während wir versuchen sie wieder aufzubauen.